Untergeschoß der Metropolis von Austria

Restaurierung    Sanierung    Umbau    Umnutzung

 

Kirche zur Heiligen Dreifaltigkeit: Adaptierung und Umfunktionierung des Untergeschoßes unter dem Vorbau des Hauses der Metropolis von Austria am Fleischmarkt 13 in Wien zu einem Kulturraum.

 

 

 

 

 

BAUARCHÄOLOGISCHE UNTERSUCHUNGEN

Im Zuge der geplanten Adaptierungen im Untergeschoß des Hauses Wien I., Fleischmarkt 13, erfolgte die bauarchäologische Untersuchung zweier vom Abbruch betroffener Mauern im ersten Kellergeschoß. Da keine Auswertung der Archivalien beauftragt wurde, können die beiden Mauern lediglich relativchronologisch datiert werden.
Der Grundriss des ersten Untergeschoßes (siehe Plan, Seite 4 ) weist bereits aufgrund seiner unregelmäßigen Form auf das Zusammenwachsen mehrerer mittelalterlicher Gebäude hin. Diese wurden, wie die Bauformen der beiden Untergeschoße belegen, in der Renaissance unterkellert, wobei zwei annähernd idente Geschoße entstanden. Die Wände der beiden Keller errichtete man aus Mischmauerwerk, das als Netzmauerwerk versetzt wurde, und beide Geschoße wurden mit Tonnen überspannt, deren Stichkappen relativ stark aufgeputzte Grate aufweisen. Die Gewölbe sitzen auf Wand- bzw. Freipfeilern auf, die aus gut bearbeiteten, großen Quadern gebildet wurden. Diese stehen auf nach oben abgefasten Basen und werden von ebenfalls abgefasten Kämpfern abgeschlossen.1 Der fast zentralstehende Freipfeiler wurde mit den beiden in einer Flucht liegenden Wandpfeilern an der West- bzw. Ostseite des Untergeschoßes durch primäre Gurtbögen verbunden, auf denen eine West/Ost-orientierte Mauer im Erdgeschoß steht. Diese heute die nördliche Wand der Eingangshalle bildende Mauer, trägt an ihrer Nordseite noch ein renaissancezeitliches Gewölbe. Bereits in der ersten Erbauungszeit entstanden offenbar drei Untergeschoßzugänge, wovon einer den Zugang vom Fleischmarkt bot und von dort entlang der Nordmauer direkt auf den Abgang in das zweite Untergeschoß zulief. In der Verlängerung dieses Straßenabgangs nach Osten befindet sich eine heute nur mehr fragmentarisch erhaltene Treppe, die in einen Erdgeschoßraum führte. Der obere Arm dieser Treppe lehnt sich an eine Mauer, hinter der ein weiterer Untergeschoßzugang liegt, der die Erschließung des Untergeschoßes vom Innenhof aus ermöglichte.

Die beiden vom Abbruch betroffenen Mauern wurden sekundär in diese Untergeschoßanlage eingestellt: Die erste vom Abbruch betroffene Mauer (Mauer 1) wurde zwischen zwei Freipfeilern errichtet und besteht aus Mischmauerwerk (Stein: 22 x 15 cm, 14 x 4cm; Ziegel: 28 x 14 x 6 cm), bei dem Ziegel mit 90 % überwiegen. Die Ostseite der Mauer war zu großen Teilen durch einen Ziegelstapel verstellt, sodass die Untersuchung an der Westseite durchgeführt wurde, wo sich die Mauer zweifach verjüngt. Das Baumaterial wurde mit einem hellbraunbeigen, sandigen, feinkörnigen Kalkmörtel gebunden und weist keine Mauerstruktur mehr auf. Im Bereich des Fußbodens steht eine 0,85 m breite und 0,15 m hohe Nische primär im Mauerwerk, die möglicherweise die Luftzirkulation unterstützen sollte. Ebenfalls primär im Mauerwerk befindet sich ein spoliertes Fragment eines Fenster- oder Türgewändes, das eine Länge von 0,49 m bei einer Gesamtbreite von 0,17 m aufweist. 12 cm über seiner Kante setzt eine 4 cm breite Nutung an.
Die Mauer kann nur allgemein in das 18. oder frühe 19. Jahrhundert datiert werden. Sie verhindert einerseits Bewegungen der beiden benachbarten Freipfeiler und könnte anderseits als Substruktion für eine nachträglich eingestellte Trennwand im Erdgeschoß gedient haben, die mittlerweile wieder entfernt wurde, da die heutige Trennwand im Erdgeschoß etwas weiter im Osten sitzt.
Die zweite vom Abbruch betroffene Mauer (Mauer 2) besteht aus Ziegeln (18 x7 cm, 14 x 7 cm), wobei der Anteil der Gewölbeziegel fast 90 % beträgt. Das Mauerwerk wurde mit einem hellbraunen, sandigen, mittel- bis grobkörnigen Kalkmörtel gebunden, der stark kieselgemagert wurde. Die Mauer weist lediglich Binderstärke auf und diente zum Abriegeln des straßenseitigen Kellerzugangs vom restlichen Untergeschoß. Ein großer Bogen erlaubte allerdings weiterhin eine Verbindung.

Aus bauarchäologischer Sicht ist die Datierung einer Ziegelmauer nur unter Vorbehalten möglich, da Ziegel durch alle Zeiten hindurch immer wieder verwendet wurden. Die dünne Trennwand macht jedoch nur Sinn, solange der straßenseitige Kellerabgang noch intakt ist. Die Verschließung dieses Untergeschoßabgangs könnte jedoch mit der Erlaubnis zur Errichtung eines straßenseitigen Zugangs zur Kirche im Jahr 17962 in Zusammenhang stehen, da ein Untergeschoßabgang unmittelbar neben dem Zugang damals vielleicht an Attraktivität verloren hat. Spätestens der Umbau durch Theophil Hansen im Jahr 1858 führte jedoch endgültig zu einer Verfüllung des Untergeschoßabgangs. Bei aller Vorsicht ergibt sich für die Entstehungszeit der Mauer eine mögliche Datierung in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Resümierend zeigt das Untergeschoß eine beeindruckende Bausubstanz aus der Renaissance, die wohl im 18. Jahrhunderts nur geringfügig durch eingestellte Mauern unterteilt wurde.

 

 

 

RESTAURIERUNGS- UND ERNEUERUNGSKONZEPT

Auf Basis des Archäologischen Berichten, der mikrobiologischen Untersuchungen und in Begleitung des Bundesdenkmalamtes wurden die Decken- und Wändebereiche mechanisch sanft gereinigt, so dass der Altbestand (Ziegel- und Mischmauerwerk) freigelegt wurden ohne die Oberflächen zu beschädigen. Durch minimale bauliche Maßnahmen – Abtragen von zwei nichttragenden Trennwänden – wurde ein einheitlicher Raum geschaffen. Die notwendige Einbringung von im Mauerwerk integrierten Revisionstüren sind bewusst aus vorhandenen Ziegeln errichtet, so dass diese als neue Wandstrukturen erkennbar sind. Mit einer dezenten, indirekten Beleuchtung und der entsprechenden infrastrukturellen technischer Ausstattung – neue Lüftungsanlage, Elektroinstallationen, EDV, Telefonanschluss – wurde der Raum für eine zeitgemäße kulturelle Nutzung ausgestattet. Diese neue Nutzung wird in der Zukunft den kulturellen Austausch zwischen Griechenland und Österreich vertiefen und intensivieren. Die ganze Lüftungstechnische anlage ist im zweiten Untergeschoßgeschoß untergebracht, so dass keine Lüftungsrohre und Installationen sichtbar sind. Der Boden wurde als begehbarer Estrich konzipiert, so dass die Wirkung der Mauer und der Decke hervorragend in Erscheinung tritt.